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Traditionspflege
Bei der Bewahrung der Traditionen spielte die Kirche eine sehr wichtige Rolle. Im 19. Jahrhundert war der Schulmeister Mesner und Lehrer in einer Person. Wenn also der Pfarrer oder der Schulmeister (oimasta) der deutschen Sprache nicht mächtig waren, erteilten sie den Lehrstoff nicht auf Deutsch, sondern in ihrer Muttersprache, d.h. auf Ungarisch. Die Schulkinder, deren Muttersprache das Deutsche war, durften ab dem Beginn des Schuljahres in der Schule nur Ungarisch sprechen. Meine Gewährsperson Theresia Gazda, geb. Kanzler erzählte, wie schwer die erste Periode in der Schule für ein Kleinkind war, die nur Deutsch konnte. Oft kam es zu Missverständnissen, weil sie die Erklärungen des Schulmeisters Ungarisch nicht verstanden haben. Da die Zisterzienser in Zirtz den Pfarrer in Deutschtewel ernannt haben, gab es keine Bestrebung von der Seite des Klosters einen deutschstämmigen Pfarrer zu ernennen, d. h. immer häufiger waren ungarische Pfarrer im Dorfe tätig. Mit dieser Tendenz erfolgte ein Magyarisierungsprozess sogar in den Matrikeln, wo die einst rein deutschen Familiennnamen immer mehr zu Gunsten des Ungarischen verändert wurden. Meine Gewährspersonen erinnern sich eindeutig nur an lateinische und ungarnsprachliche Gottesdienste, wo aber manche Kirchenlieder Deutsch gesungen worden sind. Ab der Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderte verschwindet also das Deutsche in den Messen und anderen kirchlichen Zeremonien. In unseren Tagen gibt es auch keine deutschen Messen mehr, mit einer Ausnahme, am Dorftag jedes Jahr im August wird eine deutschsprachige heilige Messe zelebriert.
In Deutschtewel gab es früher nur zwei Vereine, den Milchverein und den Levente-Verein, der eine militärische Bewegung war. Heute gibt es aber mehrere Vereine, die die Traditonspflege und das Erwecken des Identitätsbewusstseins für sehr wichtig halten. In der Obhut der deutschen Minderheitenselbstverwaltung funktioniert ein deutscher Chor, eine deutsche Tanzgruppe, daneben eine Kindertanzgruppe. Leider gibt es hier keine Grundschule mehr, aber einen deutschen Nationalitätenkindergarten ja.
Die alten Gegenstände werden im Heimatmuseum aufbewahrt und ausgestellt. Sie werden weiterhin gesammelt, und zur provisorischen Ausstellungen anderer Museen ausgeliehen.
Csuka Gabriella, 2002.